header

Die Schlagloch-Stadt

Lüneburgs Straßen sind kaputt und gefährlich – doch das Rathaus reagiert verhalten und riskiert damit viel  

Höllisch gefährlich sind die Schlaglöcher, die an der Barckhausenstraße weiter wachsen. Foto: LGheuteLüneburg, 20.04.2024 - Wo auch immer man in der Stadt unterwegs ist, sie begegnen einem überall: Schlaglöcher. Die Stadtverwaltung scheint nun auch aufgewacht, offenbar wurde in den Führungsetagen erkannt, tätig werden zu müssen, auch wenn neue Fahrradstraßen wie die millionenschwere "Premiumroute" nach Scharnebeck eher im Fokus sind (Bericht folgt). Denn die Schlaglöcher könnten gefährlich werden – nicht nur für Autofahrer und Radfahrer, sondern auch für die Stadt selbst.

Verkehrssicherungspflicht lautet das Wort, das die Stadtverwaltung liebt und hasst zugleich. Liebt, weil sie per Anordnung obrigkeitswirksam agieren kann, hasst, weil sie was tun muss. Denn als Verwaltung hat sie dafür zu sorgen, dass niemand durch Sachen zu Schaden kommt, die im Verantwortungsbereich der Stadt liegen. Straßen, sofern es keine Privatwege sind, gehören dazu.

Mit dieser Pflicht hat die Stadt einen großen Handlungsspielraum. Um Gefahren abzuwehren, kann sie Wege sperren, weil etwa Steine aus dem Mauerwerk der Wilhelm-Raabe Schule fallen, oder einen provisorischen Drahtzaun an der denkmalgeschützten Kaimauer im alten Hafen aufstellen, weil dort vor Jahren mal eine junge Frau unvorsichtig war und mit ihrem Fahrrad ins Wasser fiel. Unter dem Zaun wächst zwar schon das Unkraut, weil erkennbar nichts passiert, aber die Stadtverwaltung ist damit erstmal aus dem Schneider. 

◼︎ Flicken statt erhalten und sanieren

Für die Straßen in Lüneburg gilt dies natürlich auch. Nun wird eine vorausschauende Stadtverwaltung es natürlich gar nicht erst dazu kommen lassen, dass Schlaglöcher so stark anwachsen, dass Personen und Sachen zu Schaden kommen, denn dann hätte sie vor Gericht ein ernstes Problem.

Im Lüneburger Rathaus denkt man da offenbar anders. Nach mehreren Wintern sind die Schäden an den Straßen so groß geworden, dass jetzt notdürftig geflickt werden muss. Immer wieder kommen dazu Ankündigungen, wonach ein Straßenausbesserungsteam unterwegs ist und mal in der einen, mal in der anderen Straße die Löcher stopft, "zur Wahrung der Verkehrssicherung", wie es dann heißt. Zuletzt wurden Ausbesserungsarbeiten für die Straßen Otto-Brenner-Straße, Dahlenburger Landstraße (Abschnitt Igelschule bis Theodor-Heuss-Kreuzung), Theodor-Heuss-Straße, Munstermannskamp, Soltauer Straße (Kreuzung Scharnhorststraße), Vor dem Neuen Tore und Bockelmannstraße angekündigt. 

◼︎ Antworten kommen nicht

Nicht dabei ist die Barckhausenhausenstraße, obwohl sich hier seit Wochen riesige Schlaglöcher auftun, die wegen des dortigen Busverkehrs von Tag zu Tag größer werden. LGheute wollte deshalb von der Stadtverwaltung wissen, wann denn die Beseitigung dieser Gefahrenstellen angegangen wird, schließlich sind hier jeden Tag und Abend unzählige radfahrende Studierende oder studierende Radfahrende, je nachdem, welchen Schwerpunkt die jungen Menschen für ihr Leben gesetzt haben, unterwegs. 

Die Anfrage an die Pressestelle des Rathauses erging vor gut einer Woche, eine Antwort gibt es bis dato nicht. Auch nicht auf die Frage, welche Kosten für die Straßenflickarbeiten anfallen. Vermutlich ist man im Rathaus mit anderen Dingen beschäftigt, oder Mitarbeiter sind krank, im Urlaub oder vielleicht mit ihrem Fahrrad in ein Schlagloch gestürzt und so für die nächsten Wochen abwesend. Und überhaupt soll es ja trotz des immensen Stellenzuwachses in der Verwaltung in den letzten Jahren einfach zu wenig Personal geben, wie aus dem Rathaus immer wieder zu hören ist.

◼︎ Autofahrer zahlen für ihre Straßen

LGheute hat dafür natürlich großes Verständnis, wird es sich aber nicht nehmen lassen, auch nach zwei Erinnerungen weiter nachzuhaken. Schließlich wollen die LGheute-Leser wissen, welche finanziellen Beträge für den Erhalt des Straßenbaus und welche Summen für Fahrrad-Premiumrouten ausgegeben werden – für einen Personenkreis, der anders als etwa Autofahrer keine Steuern für den Bau und Erhalt seiner Wege entrichten muss.